Selbstverständlich Frauensache – Wie viel Frauen unbezahlt leisten
08/03/2021
Ein Job, eine Familie, ein Haushalt und eine Pandemie: So viel hatten einige Menschen im vorigen Jahr gleichzeitig zu stemmen. Diese unbezahlten Mehrfachbelastungen bleiben auch noch nach 110 Weltfrauentagen an den Damen des Hauses hängen.
Der Weltfrauentag jährt sich zum 110. Mal. Dieser Tag war nicht zum Feiern gedacht, sondern um auf Ungleichheiten zwischen Frauen und Männer hinzuweisen. Eines davon ist die unfaire Verteilung von unbezahlter Arbeit.
Frauen verbringen weltweit zwei Stunden mehr Zeit mit unbezahlten Tätigkeiten als Männer. Diese Arbeit geht auch über die eigenen vier Wände hinaus. Denn auch bei der Nachbarschaftshilfe und dem Freiwilligenengagement im Familien- oder Freundeskreis investieren Frauen häufiger ihre Zeit. Der Bericht zum freiwilligen Engagement in Österreich 2019 verzeichnet, dass 38 Prozent der befragten Frauen in Nachbarschaft und Co. gemeinnützig tätig sind. Bei Männern sind es 28 Prozent.
Zählt man zu der Zeit, die für Haushalt, Pflege von Angehörigen sowie Vereins- und Wohltätigkeitsarbeit auch noch die bezahlen Stunden vom Job, kommt man bei Frauen im Schnitt auf eine 55-Stunden-Woche, bei Männern auf 49. Das fand eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) bereits vor zwei Jahren heraus.
Heute hat sich die Lage wenig verbessert. Neben den Aufgaben der Hausfrau, Mutter und Geschäftsfrau hat sich durch Corona und dem Homeschooling noch die Rolle der Lehrerin dazugesellt. Dies bestätigt eine Studie der Wiener Wirtschaftsuniversität und der Arbeiterkammer Wien. Wenig verwunderlich ist, dass Alleinerzieherinnen am meisten Belastung durch die Corona-Krise erfuhren. Im Durchschnitt haben diese 15 Stunden am Tag gearbeitet, wovon circa neun Stunden mit Haus- und Kinderbetreuungsarbeit verbracht wurden.
Was jedoch überrascht ist, dass in Haushalten mit beiden Elternteilen die Frau sogar noch länger unbezahlt arbeitet: Sie kommt hier auf 9,5 von insgesamt 14,5 Arbeitsstunden. Väter arbeiten rund sieben Stunden bezahlt sowie unbezahlt. Diese Unausgeglichenheit lässt sich über alle Berufsgruppen und Bildungsniveaus hinweg beobachten.
Unter verschärften Umständen finden wir uns also in Rollenbildern wieder, die wir nach 110 Frauentagen gerne hinter uns lassen würden. So gibt es auch dieses Jahr statt einem Grund zum Feiern eher Luft nach oben.